Programm und Referent:innen
Auf dem Kongress wird es vier Workshop-Phasen geben (siehe Programm-Überblicksbild). Alle Workshops einer Phase finden parallel statt. Viel Spaß Euch beim Stöbern!
Storytelling als Weg der wechselseitigen Beziehung mit der mehr-als-menschlichen Welt (Opening)
James Lovelock‘s Gaia Theorie – Die Erde als ein Organismus (Workshop Phase 1)
Lovelock beschreibt unseren Planeten als einen Organismus, der in der Lage ist, sich an sich verändernde Bedingungen anzupassen, um ein für ihn überlebensnotwendiges Gleichgewicht zu erhalten. Dabei stellt sich als erste Frage: Was ist leben? Und wenn die Erde auf Veränderungen reagiert, heißt das, sie plant und denkt voraus? Welche Mechanismen greifen, mit denen sich ein Planet selbst reguliert, wird an einem vereinfachten Modell vorgeführt. Dann darf gerne diskutiert werden, ob wir dies auf unsere Erde anwenden können und was wir daraus lernen können.
Dr. Armin Aulinger – Chemiker, Erdsystem-Modellierer, Umweltaktivist, Yogalehrer, MBSR-Trainer, GFK-Trainer, Forscher
Naturverbundenheit und Umweltkunst (Workshop Phase 1)
Zum Einstieg werdet ihr einige Kunstwerke zum Thema Naturverbundenheit und so verschiedene künstlerische Arbeitsweisen kennenlernen (z.B. Land Art, Skulpturen, Interventionen, Performance). Eine Skulptur von mir habe ich für euch im Original mitgebracht. Im Hauptteil werden wir selbst kreativ und künstlerisch zur Naturverbundenheit arbeiten. Das Sammeln und Einbeziehen von Materialien aus der unmittelbaren Natur ist dabei möglich. Abschließend kommen wir in einen Austausch über die psychologischen Dimensionen von Umweltkunst. Alle sind herzlich willkommen, es ist keine künstlerische Vorerfahrung nötig
Julian Sagert – Jahrgang 1991; studierte bildende Kunst (Meisterschüler) an der Universität der Künste Berlin und Psychologie (M.Sc.) an der Universität Potsdam. Als Stipendiat wurde er vom Cusanuswerk gefördert, nahm an Ausstellungen im In- und Ausland teil und erhielt 2019 das Tandemstipendium des Umweltbundesamtes. Aktuell befindet er sich in der Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten. Website: www.juliansagert.de (http://www.juliansagert.de/)
Weit und wild im Wald (Workshop Phase 1)
In Wald und Wiese verbinden wir uns mit uns selbst, einander und der Natur. Dabei spielen wir mit Wahrnehmung, Achtsamkeit und Schabernack. Wir werden versuchen, die Welt mit Kinderaugen auf‘s Neue zu entdecken. Hierbei nutzen wir all unsere Sinne und Vorstellungskraft. Für diesen Workshop treffen sich Elemente der Wildnispädagogik, der Gemeinschaftsbildung und der Contact Improvisation auf kreative Weise und vielleicht auch in einer einzigartigen Kombination.
Wie nimmst du deine Haut wahr? Welche Gerüche begegnen dir? Entdeckst du Pilze? Welche Impulse kommen dir? Was entsteht aus dem Kontakt mit anderen Lebewesen?
Da wir uns in der Natur aufhalten bitte entsprechend kleiden: geschlossene Schuhe und lange Kleidung zum Schutz vor Zecken und wenn es nötig ist regengeeignet. Bring dir auch gerne eine Wasserflasche mit.
Christiane Weber – ist ein Spielkind, die es liebt, wenn der Wind durch ihre von der Luftfeuchtigkeit gelockten Haare streift. Sie übt sich darin die kleinen Wunder des Lebens im Alltag zu entdecken und gestaltet diesen gerne im Detail abwechslungsreich. In Lüneburg und Sopron (Ungarn) hat sie Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften mit dem Nebenfach Wirtschaftspsychologie studiert. Danach führte die Liebe zur ungarischen Sprache zur Anstellung im Balaton Oberland Nationalpark. Der Ruf nach einem erfüllteren Leben brachte Christiane zu immer mehr Gemein- schaftserfahrungen, einer Wildnispädagogikausbildung, einem Masterstudium der Forstwissenschaften und schließlich zur Mitgestaltung der Akademie für angewandtes gutes Leben und Gemeinschaftsgründung im Schwarzwald.
Authentic Movement in der Natur (Workshop Phase 2)
In diesem Workshop gehen wir raus und du kommst auf sehr körperliche Weise in Kontakt mit der Natur und mit dir selbst.
Authentic Movement ist eine einfache und tiefgehende Praxis, in der die Weisheit des Körpers erfahrbar wird. Du lernst, den Bewegungsimpulsen deines Körpers Raum zu geben, darin gesehen zu werden und dich selbst liebevoll zu begleiten. Wir nehmen uns Zeit, in der Natur anzukommen und gehen aus diesem Kontakt heraus in einen klaren Rahmen von Authentic Movement.
Johanna Schlunk – Ich bin Psychologin in Ausbildung zur Gestalttherapeutin, Shiatsupraktikerin und Aguaharapraktikerin (Körperarbeit im Wasser) und lebe seit letztem Herbst in einer Gemeinschaft (der Fuchsmühle). Seit 2012 beschäftige ich mich intensiv mit Tanz. Seitdem begleitet mich auch Authentic Movement. Ich liebe es, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und Räume für Authentizität und Verbundenheit zu öffnen.
Erleben was wichtig ist – Naturerfahrung als Resonanzgelegenheit (Workshop Phase 2)
Naturerfahrung ist für viele Menschen ein guter Anlass zur Selbsterfahrung, Selbstbegegnung und Selbstreflektion. Der Workshop wird folgende Aspekte aufgreifen:
- Reflexion von Naturverständnis, Naturwahrnehmung und Möglichkeiten der Arbeit mit Naturwahrnehmung
- Erproben u. Erleben von Möglichkeiten Naturwahrnehmung als Inspiration für Wertereflexion zu nutzen in praktischer Anwendung
- Reflektieren des Erlebten
- Möglichkeiten zur Förderung von Konvivialismus und Bildung für nachhaltige Entwicklung
Dr. Gunnar Liedtke – arbeitet am Institut für Bewegungswissenschaft der Uni Hamburg, interessiert sich vor allen die Bereiche Natursport, Naturerfahrung, Friluftsliv, Konvivialismus, Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Tiefe Anpassung – Leben im globalen Kollaps (Workshop Phase 2)
Multiple Krisen (ökologisch, ökonomisch, gesellschaftlich, politisch, spirituell) überschatten unsere Tage und fordern uns radikal in unserem Dasein in der Welt heraus. Wenn wir den Klimakollaps, die Zerstörung des planetaren Ökosystems oder das Ende unserer Zivilisation als Möglichkeit nicht mehr ausschließen: was macht das mit uns? Wie können wir uns an eine solch unvorstellbare Situation anpassen – wie können wir sie überhaupt denken?
Die Tiefe Anpassung gestaltet Räume, in denen Menschen sich gegenseitig darin unterstützen, ihre Gefühle im Angesicht der Krisen anzuschauen, zu spüren und zu teilen. Sie schafft Verständnis für die seelisch-emotionalen Prozesse, die in uns individuell und kollektiv wirken und hilft Abwehrmechanismen und Verteidigungsstrategien zu hinterfragen und aufzulösen. So unterstützt sie Menschen bei der Entwicklung neuer Perspektiven und möglicher Handlungsoptionen für sich selbst und für die Welt – im Bewusstsein der kommenden Turbulenzen.
Claudia Junker – Initiatorin Netzwerk Tiefe Anpassung
Personal- und Organisationsentwicklerin, Systemische Beraterin (SG), Trainerin und Coach mit den Schwerpunkten spirituelle Ökologie, Verbundenheit und Gruppenprozesse. Weitergebildet u. a. in Work that Reconnects (holon Institut), Theorie U (O. Scharmer), The Circle Way (all-in-one-spirit), Hypnosystemik (Meihei), Transpersonale Psychologie (G. Croissier).
Vivir bien / Bien vivir / Gutes Leben (Workshop Phase 3)
Was bedeutet ‚Gutes Leben‘? Und was hat nachhaltige Entwicklung mit dem Globalen Süden zu tun? Mit diesem Workshop möchten wir einen Blick über den Tellerrand ermöglichen und zeigen, inwiefern das Thema Nachhaltigkeit mit Süd-Nord-Beziehungen zusammenhängt. Wir werden einerseits kritisch analysieren, auf welche Weise der alltägliche Konsum mit Ressourcenextraktivismus (z.B. Kohle) und Land Grabbing in Ländern des Globalen Südens verbunden ist. Andererseits wollen wir uns von Ansätzen des Globalen Südens inspirieren lassen, die bereits im Hier und Heute in die Praxis umgesetzt werden. Im Vordergrund steht das Konzept des Sumak Kawsay – Vivir Bien, welches von indigenen Bewegungen Boliviens und Ecuadors als postkoloniale Alternative zum westlichen Fortschrittsgedanken entwickelt wurde. Der Workshop bietet einen Einblick in das indigene Verständnis von „Buen Vivir“, das u.a. die soziale und emotionale Seite, die zu einem guten Leben gehört, berücksichtigt. Wir lernen die Dankbarkeit für die „Mutter Erde „als zentrales Element der andinen Kosmologie kennen und fragen danach, welche Impulse „Buen Vivir“ für die Suche nach suffizienten (genügsamen) Lebensstilen und Wirtschaftsweisen im Globalen Norden bieten kann.
Referent:innen:
Saron Cabero ist in Bolivien geboren und kommt aus zwei verschiedenen indigenen Familien (Quechua und Aymara). In Bolivien hat sie bereits als Lehrerin gearbeitet. In Tübingen hat sie die Fächer Philosophie, Spanisch und Portugiesisch studiert. Seit 2016 ist Saron Cabero Projektkoordinatorin des Programms „Chat der Welten“ in Baden-Württemberg und Mitarbeiterin des Programms „Bildung trifft Entwicklung“. Sie engagiert sich bei Telar e.V. Wir verbinden Welten, und Welthaus Stuttgart.
Ximena Alarcón González wurde in Santiago de Chile geboren, studierte Grafik in Santiago und kam im Alter von 25 Jahren nach Deutschland. Seit ihrer Kindheit hat sie an Projekten in den Bereichen Kunst, Musik und Tanz teilgenommen, wobei sie durch ihre umfangreiche Arbeit in Chile und Deutschland ihre Erfahrungen im Bereich Musik, Tanz und Handwerk erweitert hat. In Deutschland hat sie an verschiedenen Workshops teilgenommen, um den neuen Generationen den Reichtum der südamerikanischen Kultur zu vermitteln.
Ivonne Cadavid In Kolumbien geboren und aufgewachsen, fand die Bildungsreferentin Ivonne Cadavid schon während ihres Studiums zur entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Als Bildungswissenschaftlerin M.A. legte sie ihren Forschungsschwerpunkt auf gemeinschafts- und friedensstiftende Bildungsprojekte in den Städten Kolumbiens. Darüber hinaus ist die studierte Musikwissenschaftlerin auch begeisterte Folkloremusikerin (Charango, Gesang & Klarinette). Derzeit arbeitet sie für ein Bildungsprojekt, bei dem der Schutz und die Wertschätzung der Nebelwälder (Páramos) des Departamentos Norte de Santander in Kolumbien durch die Förderung alternativer Einkommensquellen für die Bewohner vor Ort und des Ökotourismus im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stehen. Und Interkulturelle Promotorin Regierungsbezirk Tübingen.
„Konferenz des Lebens“ – Ein tiefenökologischer Workshop nach Joanna Macy (Workshop Phase 3)
Die „Konferenz des Lebens“ lädt Dich ein, in einem wertschätzenden Kreis die Sichtweise und Lebensrealität eines Mitgeschöpfes in unserer von Menschen umgestalteten Welt einzunehmen und zu verkörpern – das kann ein Tier sein, das seinen Lebensraum verlor, eine Pflanzenart, der Bach von nebenan, der Eichenwald aus der Heimat der Oma, der Hügel am Stadtrand, der zur Mülldeponie wurde. Dieses Workshop-Format von Joanna Macy ermöglicht es uns, die ganz alltägliche schmerzhafte Lage von Mitgeschöpfen auf eine nicht-alltägliche Art zu würdigen, und in Ihnen Verbündete für einen kraftvollen und gestaltenden Umgang mit den Krisen unserer Zeit zu finden. Welche Lebensform dich ruft, für sie in die Konferenz zu gehen, kann sich Dir in einer einleitenden Draußen-Zeit während des Workshops zeigen. Es braucht keine Vorbereitung und kein besonderes ökologisches Vorwissen.
Sarah Holzgreve
- Selbstständig als Wildnispädagogin, Coach für gelingendes gemeinsames Handeln, Transformationsforscherin
- Jahrgang 1990, Mutter von bald 2 Kindern, Lebensmittelpunkt bei Eberswalde in einem Häuschen im Wald
- Homepage: sholzgreve.wordpress.com
Rechtsextremismus und Naturschutz (Workshop Phase 3)
Immer wieder sind demokratische Akteur*innen des Natur- und Umweltschutzes sowie des (ökologischen) Landbaus mit Kooperationsanfragen, Vereinnahmungsstrategien und Unterwanderungsversuchen von rechts konfrontiert. Welche Beweggründe haben extrem rechte Akteur*innen sich in diesen Themenfeldern zu engagieren? Welche Verständnisse von Naturverbundenheit haben sie und welche Schlussfolgerungen ziehen sie daraus?
Der Workshop sensibilisiert für die historischen und die aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten Ideologien. Das Angebot versetzt die Teilnehmer*innen in die Lage, demokratiefeindliche und menschenverachtende Ideologien und Denkmuster im Natur- und Umweltschutz zu identifizieren. Darauf aufbauend können mögliche Handlungsoptionen im Sinne einer Prävention und Intervention erarbeitet und diskutiert werden.
Anika Schmidt – ist seit 2019 als freiberufliche Trainerin bei der gemeinsamen Fachstelle von NaturFreunden und Naturfreundejugend „FARN: Radikalisierungsprävention im Naturschutz“ aktiv. Sie hat Geographie studiert und arbeitet mittlerweile hauptberuflich in angewandten Forschungsprojekten zu nachhaltiger, gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung. Wenn Sie nicht in ihrem eigenen Garten herumwerkelt ist sie nebenher ehrenamtlich in einem solidarischen Landwirtschaftsprojekt aktiv und versucht sich in verschiedenen Varianten des Forumtheater.
Welt neu denken – Awe-Erleben im Angesicht von Natur (Workshop Phase 4)
Mitten in der Natur überwältigt sein – wegen der Natur. Keine Worte finden, keinen Gedanken greifen können, überwältigt von dem, was wir erleben.
In der Forschung mit Awe beschrieben, möchte ich versuchen zu klären, ob sich in der Konsequenz eines solchen Erlebnisses unsere Sicht auf die Welt verändert. Und auch, ob sich diese sogar in unserem Verhalten gegenüber der Umwelt widerspiegelt.
Außerdem möchte ich Awe als Konstrukt ganz grundlegend erörtern und auch seine Anwendung in empirischer Forschung gemeinsam diskutieren.
Tini Katz – Psychologiestudentin und Vogelliebhaberin. Ich lebe auf einer Insel in den Niederlanden und bin gerade dabei, meinen Master an der Uni Würzburg abzuschließen.
Nach Stationen an der deutschen Wattenmeerküste, Ulm, Witzenhausen und Würzburg, hat mich die Begeisterung für die Umweltpsychologie gepackt und nicht mehr losgelassen. Unterwegs mit einer unerschütterlichen Portion Idealismus gefällt mir die Verknüpfung von Psychologie und Ökologie einfach ziemlich gut.
Bewertung von Ökosystemleistungen (Workshop Phase 4)
Wir profitieren auf vielfältige Weise von der Natur. Aspekte wie Nahrung nutzen wir jeden Tag bewusst. Andere wie die saubere Luft und die Erholungswirkung auf einem Waldspaziergang hingegen eher unbewusst. Doch auch diese Leistungen sind wichtig. Vor allem in Anbetracht der Klimakrise. Wie kann man Bewusstsein für diese scheinbar „unsichtbaren“ Wirkungsweisen der Natur schaffen? Ein Ansatz besteht darin, diese sogenannten „Ökosystemleistungen“ zu quantifizieren und zu bewerten.
Die Chancen und Risiken dieses Ansatzes möchte ich gerne zusammen mit euch diskutieren. Braucht Natur einen konkret messbaren Wert? Fördern wir durch die Quantifizierung von Natur die Verbundenheit zu ihr oder Entfremden wir sie dadurch nur? Ist Naturverbundenheit überhaupt zwingend erforderlich, um dieses Vorgehen gesellschaftlich sinnvoll einzusetzen? Mit welchen Mitteln könnte man Naturverbundenheit stärker fördern?
Hannes Pillsticker (M.Sc. „Urbanes Baum- und Waldmanagement“) hofft mit seiner Arbeit auch Naturmuffel und Anthropozentriker:innen für Umweltschutzbelange gewinnen zu können.
Natur von Morgen – Naturgang (Workshop Phase 4)
Was sind psychische Ressourcen die uns und unsere Gemeinschaften durch die unsicheren Zeiten von persönlichen und gesellschaftlichen Krisen führen können?
Dieser Frage gehen wir auf einem Naturgang nach. Wir folgen unserer eigenen inneren Fährte und suchen Draußen nach Zeichen und Symbolen die uns Antworträume aufschließen können. In einem gehaltenen Kreis tauschen wir uns im Anschluss dazu aus.
Matthias Holzgreve – Ich habe lange Zeit selbstständig mit Wildnispädagogik und Tiefenökologie gearbeitet, bin z.Z. wiss. Mitarbeiter im Projekt FutureCamp an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und Dozent und Exkursionsleiter im Bereich „Naturschutz von Morgen“ Schwerpunkt Wälder, ehrenamtlich bin in sozial-ökologischen, regionalen Initiativen aktiv.