Jubiläums – IPU-Kongress: Klimakommunikation und Fake News
Was ist Klimakommunikation? Wann kann man von einer gelungenen Klimakommunikation sprechen und was braucht es dafür? Welche psychologischen Mechanismen spielen dabei eine Rolle und wie kann man diese nutzen? Wie wirken Fehl- und Desinformationen in unserer Gesellschaft? Inwiefern sind diese Thematiken relevant für Hochschulakteur:innen?
Um diesen Fragestellungen auf den Grund zu gehen, trafen sich vom 11.-14. Mai 2023 80 Menschen im Harz zum 60. Kongress der IPU. Es wurde heiß diskutiert, Wissen geteilt und hinterfragt. Viel gelacht und gesungen, neue Vernetzungen geknüpft. Und vor allem immer wieder kreative Visionen und Impulse entwickelt, wie der Themenkomplex der Klimakommunikation auf konkrete Weise unseren Weg in eine nachhaltige Zukunft begleiten könnte. Im folgenden Text bekommt ihr einen kleinen Einblick, wie dies abgelaufen ist.
Wann?
Der Kongress fand vom 11.-14.05.2023 im Waldhaus Oderbrück statt.
Bericht
Donnerstag:
Begrüßung:
Der Kongress wurde mit einem interaktiven Format eingeleitet. Hierbei wurden die Teilnehmenden dazu eingeladen, sich mit schnell wechselnden Gesprächspartner:innen kennen zu lernen und darüber auszutauschen, von welchen Hochschulen sie kommen, was ihre persönlichen Anknüpfungspunkte zu der Thematik “Klimakommunikation” sind und was ihre Hochschulen beim Debunking und der Klimakommunikation für eine Rolle einnehmen könnten (Kugellager-Format).
Zu Beginn des Kongresses wurden die Teilnehmenden in Bezugsgruppen eingeteilt, um sich während des Kongresses über die neuen Impulse auszutauschen und in einem kleineren Rahmen über die Umsetzungen der Inhalte in den hochschulpolitischen Alltag zu diskutieren.
Keynote Vortrag (Astrid Kause):
Inhaltlich wurde der Kongress von Prof. Dr. Astrid Kause (Leuphana Universität Lüneburg) eingeleitet. In dem Keynote-Vortrag wurde die Relevanz der Klimakommunikation argumentativ dargestellt und ein thematischer Einblick in die Felder der Klimakommunikation gegeben. Psychologische Mechanismen wie “false balance”, Framing und pluralistische Toleranz wurden vorgestellt und die Bedeutung von verschiedenen Kommunikationsmedien wie Sprache, Zahlen und Grafiken diskutiert. Astrid Krause diskutierte dabei, wie man in die umweltpsychologische Forschung an Universitäten kommt, für welche Forschung an Universitäten normalerweise Lehrstellen verteilt werden und ermutigte zur studentischen Teilnahme an universitärer Forschung zum Thema Klimakommunikation und stellte dabei eine hoschulübergreifende Betreuung von Abschlussarbeiten zu oben genannten Themen in Aussicht. Prof. Christian Hoffmann schloss sich diesem Angebot an.
Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und es wurde eine Diskussionsrunde eingeleitet.
Im Anschluss an den Keynote Vortrag wurde der Austausch mit Prof. Dr. Christian Hoffmann und weiteren Gründer:innen der IPU initiiert. Im Rahmen eines „Lagerfeuer- Gesprächs“ berichteten sie über ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen studentischen Initiativen und Hochschulgremien. Sie berichteten davon, wie sie vor 30 Jahren als Hochschulgruppe mit selbständiger Lehre starteten, und wie sich seitdem die Lehre, Forschung und Vernetzung in der umweltpsychologischen Community verändert hat. Dabei ermutigten sie zur politischen Initiative unter Studierenden, auf die Lehre einzuwirken und zeigten mögliche Berufsfelder und Entwicklungschancen für Umweltpsycholog:innen im Allgemeinen auf. Die Teilnehmenden disktutierten außerdem Möglichkeiten der transdisziplinären und hochschulübergreifenden Vernetzung sowie Gründungen von Arbeitsgruppen.
Freitag:
Workshop Phase 1: 09:30 – 12:30 Uhr
Deep Listening (Jens Pingel)
Jens Pingel ist Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie System- und Gestalttherapeut. In dem Workshop wurden folgende Fragestellungen behandelt:
- Wie kann aktives Zuhören anhand von drei Kernkompetenzen (Verkörperung halten, verbindende Präsenz, Mitgefühl) geübt werden?
- Wie ist die Kommunikation mit Wissenschafts- und Klimawandelleugner:innen möglich?
- Welche Mechanismen können im therapeutischen Kontext auf der Grundlage der Deep Listening-Theorie eingesetzt werden?
- Was für eine Relevanz hat Deep Listening im universitären Kontext? Wo wird es vielleicht schon angewendet?
- Mehrere Teilnehmende diskutierten, welche Rolle Deep Listening an Universitäten spielen könnte und was für ein Potenzial diese Methode in Seminaren hätte.
Narrative und Verschwörungstheorien (Joy Opitz)
Joy Opitz ist Mitglied bei FARN – der Fachstelle für Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz der Naturfreunde Deutschlands e.V.
Ziel des Workshops war es (extrem) rechte Akteur*innen und deren Positionen im Themenfeld Klima- und Energiepolitik darzustellen und eine solidarische Gegenperspektive der Klimagerechtigkeit aufzuzeigen. Joy Opitz stellte dafür rechte Kampfbegriffe, Taktiken sowie verschiedene Netzwerke der Klimawandelleugnung vor und entwickelte mit den Teilnehmenden Strategien, diesen entgegenzuwirken. Analysiert wurde ebenfalls, inwieweit Ideologien und Theorien im Hochschulalltag verankert sind und inwiefern das demokratische Werteverständnis der Universitäten durch solche bedroht ist.
Als methodische Mittel wurden Filmausschnitte von Interviews analysiert, Stimmungsbarometer ausgewertet, sowie in einer Kleingruppenarbeit Texte bezüglich des Klimawandlungsleugnungsdiskurses bearbeitet.
Reflektion der eigenen Rolle als Kommunikation*in – 4 Arten des Zuhörens (Timo Kassel)
In diesem Workshop drehte sich alles um die Aspekte eines gelungenen gegenseitigen Zuhörens. Dabei wurde zentral die Frage nach dem Potential, welches Zuhören besitzen kann, aufgeworfen. Es wurde außerdem gebrainstormt, wie die Kommunikation zwischen Studierenden und Dozierenden gefördert werden kann. Theoretischer Input erfolgte durch die Vorstellung der “Theorie U” nach Christoph Schramer: Kommunikation in Beziehung zu Bindung. Dabei wurde die Relevanz von Beziehungen im studentischen Alltag thematisiert. Wie lassen sich interdisziplinäre wissenschaftliche Beziehungen aufbauen? Welche (universitären) Strukturen braucht es dafür?
Workshop Phase 2: 15:00 – 16:30 Uhr
Fehl – und Desinformationen widerlegen (Debunking) von Lisa Mai
Die Referentin Lisa Mai studiert im Master Psychologie in Landau im Schwerpunkt Kommunikation- und Medienpsychologie und ist bei Herrn Prof. Dr. von Sikorski (Lehrstuhl für Politische Psychologie) als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Gemeinsam mit ihm forscht sie unter anderem zu Strategien, um Des- und Fehlinformationen entgegenwirken zu können. Zunächst erfolgte die begriffliche Einordnung und Trennung von Fehl- und Desinformationen. Ebenso wurde erörtert, wie man diese erkennen kann. Ein starker Fokus wurde in diesem Workshop darauf gesetzt, den Teilnehmenden Debunking-Strategien zu vermitteln. Hierbei wurde auf die folgenden Strategien vertieft eingegangen:
- Korrekturen und alternative Erklärungen
- Tagging
- Genauigkeits-Primes
- Techno-Cognition
- Fakten-Sandwich: Fakt – Irrglaube – Trugschluss – Fakt
Außerdem wurde auf Grundhaltungen im Gespräch eingegangen, welche wichtig sind, wenn Fehlinformationen widerlegt werden sollen (z.B. empathisches Zuhören, einfache, verständliche Sprache). Auf der methodischen Ebene kam es zu einer Besprechung der eigenen Erfahrungen, einer Gruppenarbeit zur Anwendung des Fakten-Sandwichs anhand von Beispielen sowie eines Brainwritings zu Ideen für weitere Strategien (auch in Bezug auf den Hochschulkontext). Unterlegt war der Workshop durch eine Powerpoint-Präsentation. Schließlich wurde die Relevanz von Fehl- und Desinformationen für den Hochschulkontext umfangreich elaboriert. Hierbei wurden die folgenden Kernpunkte herausgearbeitet:
- Falschinformationen erfolgreich debunken und den wissenschaftlichen Konsens kommunizieren
- Diskussionskultur an der Hochschule stärken. Empathisch mit Mitmenschen umgehen und so Offenheit für weitere Gespräche und Meinungsänderungen erzeugen.
- Umgang mit Falschinformationen an der Hochschule im Blick behalten
- Möglichkeit: Gruppenzugehörigkeiten an der Hochschule nutzen, um Falschinformationen zu korrigieren
Zielgruppenspezifische Kommunikation (Kinga Jarzynka)
Im Workshop zur zielgruppenspezifischen Kommunikation haben Teilnehmende etwas über die Wichtigkeit der Beachtung der Zielgruppe für die Klimakommunikation gelernt. Die Referentin Kinga Jarzynka hat, im Rahmen eines Projekts des Alfred-Wegener-Instituts für Polar-und Meeresforschung, ein Klima-Kommunikationsprojekt für Kinder entwickelt. Dieses hat sie bei dem Workshop vorgestellt, sowie die dahinter liegenden methodologischen Elemente. Außerdem gab es einen regen Austausch der Studierenden darüber, inwieweit unterschiedliche Zielgruppenansprachen für die Klimakommunikation an der Hochschule relevant sind und was für eine Rolle Studierende bei der Klimakommunikation an Schulen spielen können.
Dialogische Haltung/Dialogische Kommunikation in mitten von Fake News (Uta Loheit)
Uta Loheit ist Diplom-Gemeindepädagogin, Gemeindeberaterin und Organisationsentwicklerin. In ihrem Workshop wurde zunächst die dialogische Haltung, welche einen Fokus auf die gemeinschaftliche Entwicklung legt, erläutert. Das Konzept sieht vor, dass man sich voll und ganz auf die andere Person einlässt und zuhört. Hierdurch werden Räume und neue Perspektiven eröffnet. Der Input erfolgte im Wechsel mit gemeinsamer praktischer Selbsterfahrung. Im Rahmen des Workshops wurde die Frage behandelt, wer denn in Fachschaften (Hochschulgremien) von Universitäten tätig sei. Mehrere Personen haben davon berichtet, wie typische Treffen dieser Fachschaften ablaufen. Dabei wurde klar, dass manche weniger zu Wort kommen oder Meinungen klein geredet werden. Außerdem traue man sich nicht „Herzensthemen“ in der Fachschaft anzusprechen. Es wurde diskutiert, wie Fachschaftstreffen an Universitäten durch die dialogische Haltung konstruktiver gestaltet werden könnten, indem auch andere Positionen zugelassen werden und man produktiver aufeinander eingeht.
Wissenschaftskommunikation (Christopher Schrader)
Der Referent Christopher Schrader ist als freiberuflicher Wissenschaftsjournalist tätig. Der inhaltliche Fokus des Workshops lag in der Darstellung der Bedeutung von Fakten in der Klimakommunikation, der Definition des Konzepts „Wicked Problem“ und dem Bezug auf Klimawandel/Klimakrise. Außerdem wurde über das Umweltbewusstsein und die Haltung gegenüber Klimaschutzmaßnahmen in Europa diskutiert sowie die Problematik der „Schweigespirale“ angerissen. Da bei der Kommunikation die Zielgruppen eine essenzielle Rolle spielen, wurde versucht diese zu bestimmen (Probleme des Publikums, Relevanz bestimmter Themen für Zielgruppe, Anknüpfen an Normen und Werte, Sinus-Milieus, Common- oder Motivationstypen) und schließlich die „4 Typen der deutschen Gesellschaft“ vorgestellt. Die Teilnehmenden bestimmten ihren eigenen Typen und reflektierten ihre Rolle als Kommunikateur*innen. Ziel dabei war es, ein Verständnis dafür zu schaffen, dass für wirksame (Klima-)kommunikation innerhalb des Hochschulkontexts zum einen die Zielgruppe bestimmt werden sollte und zum anderen ein Verständnis dafür entwickelt werden muss, wie diese erfolgreich adressiert werden kann.
Anschließend folgten konkrete Handlungsempfehlungen zur wirksamen (Klima-/Wissenschafts-) Kommunikation (Fokus auf positive Emotionen, Geschichten erzählen/Konstruktion von Geschichten zur Klimakommunikation), die Vorstellung verschiedener Wertemodelle, wie der Werte-Pyramide, Werte-Karte, Werte-Blume. Schließlich ging es um die richtige Kommunikation von Unsicherheit/Ungewissheit (Transparenz und Vertrauen in Wissenschaft fördern). Im Rahmen des Workshops wurden Vorschläge für Lösungen und Ansätze und Beispiele gesammelt, die im politischen Hochschulkontext Anwendung finden: Technologie & Innovation, Engagement, Reparaturcafés usw.
Workshop Phase 3: 17:00 – 18:30 Uhr
Interdisziplinärer Blick auf Klimakommunikation
In dieser Workshopphase wurden Menschen aus den Bereichen Journalismus, Aktivismus und Mediengestaltung eingeladen, um Klimakommunikation auch außerhalb des primär psychologischen Diskurses vorzustellen und Studierende dazu einzuladen, diese selbst an ihren Hochschulen und ihrem Umfeld auszuprobieren. Im ersten Teil der Workshopphase hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, einen Impulsvortrag zu besuchen. Anschließend wurden Dreier-Gruppen gebildet, um sich über die Impulse auszutauschen und die Inhalte der Impulsvorträge mit psychologischen Inhalten der Klimakommunikation in Verbindung zu bringen sowie über hochschulpolitische Interdisziplinarität zu sprechen.
Die 3 Impulsvorträge:
- Vanessa Kokoschka ist Klima-Journalistin und schreibt aktuell ihre Dissertation über journalistische Autonomie auf Plattformen in Bezug auf Klimakommunikation. In ihrem Vortrag stellte Vanessa Kokoschka unterschiedliche Formen der Klimaberichterstattung vor und betonte moderne Konzepte des Journalismus, die beispielsweise auf dem Modell von Brüggemann et al. (2022) beruhen (Kommunikation aufgeteilt in die Bereiche: Interaktionen, Diskurse, Output, Strukturen). In einer offenen Diskussion wurde zwei Fragen diskutiert:
– Sollte der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk mehr Klimakommunikation
betreiben, etwa in Form von „Klima vor 8“?
– Braucht es mehr Aktivismus im Journalismus?
Vanessa Kokoschka diskutierte im Rahmen ihres Vortrags die Zusammenarbeit in der Journalismusforschung an Hochschulen wie der Hochschule Darmstadt und informierte über mögliche Abschlussarbeiten mit psychologischer Fragestellung.
- Christian Belz ist Absolvent der Filmhochschule Offenburg. Als sein Abschlussprojekt drehte er in einem Kollektiv mit Bonina Mußmann und Sebastian Lindlar den Dokumentarfilm „Der unberechenbare Faktor“. In seinem Vortrag stellte Christian Belz die Aufgaben eines Dokumentarfilms zur Klimakrise als die “Balance zwischen Hoffnungslosigkeit und einer realistischen Darstellung” vor. Die zugrundeliegende Frage lautete: Wie können Menschen zum aktivistischen Handeln (an Hochschulen und darüber hinaus) motiviert werden und welche Faktoren müssen dabei beachtet werden (Zielgruppe, Ausstrahlungsort, Emotionalität im Film, Storytelling). Seine Arbeit eröffnete einen Blick darauf, die Abschlussprojekte an Universitäten genutzt werden können und wa aus universitären Strukturen heraus dabei gefördert werden kann. Die Teilnehmenden wurden motiviert, filmisches Arbeiten als Medium auch in ihrem eigenen Hochschulkontext zu nutzen.
- Tobi Rosswog ist Aktivist im Aktionsbündnis Amsel 44. In dem Impulsvortrag wurde die Initiative vorgestellt und erläutert, auf welche Art und Weise Kommunikationsguerilla im Aktivismus genutzt werden kann. Durch Humor und Kreativität kann die Handlungsbereitschaft und Einsatzbereitschaft gefördert und bestehende Denkstrukturen durchbrochen werden. Dies kann auch im Hochschulprozess genutzt werden, um Veränderungen auf kreativen Wegen anzustoßen. Außerdem wurde vermittelt, dass jede*r in der Lage sei, sich einzubringen und auch im universitären Kontext viele Einsatzmöglichkeiten bestehen.
Abendprogramm: Film “Der Unberechenbare Faktor” (Christian Belz)
Unter dem Leitsatz “Zwischen Klimakollaps und Alles wird gut – Wie sieht gute Kommunikation der Klimakrise im filmischen Medium aus?” stellte Christian Belz vom BeWild Filmkollektiv seinen Film “Der Unberechenbare Faktor” vor. Dabei konnten die Teilnehmenden erfahren, inwiefern die Klimakommunikation auf einer filmischen Ebene umgesetzt werden kann. Nach der Filmvorführung kam es zu einem Gespräch mit dem Filmemacher und einem angeregten Austausch über die Inhalte des Films sowie die Mechanismen, deren sich dieser bedient. Bei dem Filmprojekt handelt es sich um die Bachelorarbeit von Herrn Belz. Er berichtete detailliert von dem Prozess der Realisierung des Projekts an seiner Hochschule und zeigte auf, wie Abschlussprojekte an Hochschulen mit politischem Engagement verknüpft werden können.
Samstag
Workshop Phase 4: 09.30 – 12:30 Uhr
Storytelling (Vanessa Kokoschka)
Vanessa Kokoschka ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Darmstadt und außerdem ausgebildete Journalistin. In ihrem Storytelling-Workshop ging es darum, wie wissenschaftliche Erkenntnisse zur Klimakrise verschiedenen Rezipienten nahegebracht werden können. Teilnehmende wurden mit praktischen Übungseinheiten dazu angeleitet, selbst Geschichten zu entwickeln und die erlernte Methodik direkt zu erproben.
Im Workshop wurde besprochen, wie dies bei der Erforschung und Gestaltung von Diskursen im Hochschulkontext angewendet werden kann. Des Weiteren wurde davon berichtet, wie Journalismusforschung an Universitäten grundsätzlich betrieben wird und wo es dabei noch hochschulübergreifenden Verbesserungsbedarf gibt.
Gewaltfreiheit in der Kommunikation (Jana Light)
Jana Light arbeitet unter anderem als Communications Consultant. Im Vortrag wurde das Konzept der Gewaltfreiheit vorgestellt und erläutert, was auf verschiedenen Ebenen (z.B. auf neuronaler Ebene passiert), wenn wir mit Menschen konfrontiert werden, die anders denken.
Hierfür wurde zunächst Stressempfinden besprochen und die Polyvagal Theorie thematisiert. Weiterhin wurde die Definition von Gewalt und Gewaltfreiheit erarbeitet. Während aller Übungen spielte auch das körperliche Empfinden der Teilnehmenden eine Rolle und wurde genutzt um die Thematiken tiefgreifend zu
erarbeiten. Schließlich wurde Stressempfinden als Auslöser für Gewalt in der Kommunikation besprochen und Strategien erarbeitet, das Stressempfinden zu reduzieren, um in die Lage zu kommen, gewaltfrei zu kommunizieren.
Die Studierenden sollten in Kleingruppen darüber diskutieren, wie sie den Softskill der gewaltfreien Kommunikation und den Umgang mit Stress an ihrer Hochschule zum Einsatz bringen können. Es wurde im Plenum anschließend gesammelt, in welchen Kontexten des Studiums und Studierendenalltags die Technik angewendet werden kann. Als Beispiel wurden hierbei möglichst effiziente und zugleich gefühlsechte Gruppenarbeiten und Diskussionen in Hochschulseminaren genannt.
Durch Bilder erzählen (Jai Wanigesinghe)
Jai ist Illustrator und Animationsfilmer. Im Workshop wurde die Methode des Scribblens erläutert und ausprobiert. Es wurden Tipps gegeben, wie Präsentationen und Vorträge im Hochschulkontext und darüber hinaus gestaltet werden können, damit Zuhörer*innen möglichst stark davon profitieren. Außerdem kann Scribblen genutzt werden, um Lernmaterialien und Mitschriften einprägsamer und übersichtlicher zu gestalten. Dies erleichtert das Erinnern und Abrufen von Lernstoff, was im universitären Kontext sehr nützlich ist. Als Gruppenarbeit wurden Inhalte des Kongresses verbildlicht, außerdem wurden in Kleingruppen klimabezogene Zukunftsutopien gezeichnet.
Workshop Phase 5: 15:00 – 16:30 Uhr
Ressourcen für die Klimakommunikation (Jana Light)
Für ein Engagement in sozialen Bewegungen und politischen Initiativen an Hochschulen braucht es psychisch und körperlich gesunde Menschen. Wenn Anforderungen der Lohnarbeit, Universität und des politischen Engagements zusammen kommen, leiden insbesondere engagierte junge Menschen oftmals unter Überlastung, die bis hin zu Burnout und Depression führen kann. Daher lag der Fokus auf der Förderung von Resilienz und der persönlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Lebenssituationen, wie dem Studienalltag und den eigenen Resilienzstrategien.
Ziel des Workshops bestand darin, Resilienz-Mechanismen für die und mit den Teilnehmende(n) zu entwickeln, die die Studierenden zum einen im Hochschulalltag, zum anderen im Umgang mit der Klimakrise oder im hochschulpolitischen Engagement anwenden können. Dafür wurden folgende Fragen aufgeworfen: Wie passt mein Stresslevel zu der aktuellen Situation? Welche Ressourcen kann ich für mich nutzen, um in stressigen Momenten etwas mehr zu entspannen? Welche Veränderung möchtest du in deinem Leben sehen/erleben? Wie sieht das aus? Wie fühlt sich das an? Was brauchst du? Welche Unterstützung brauchst du?
Anschließend fand ein Austausch in Kleingruppen statt und es wurden individuelle Resilienz-Strategien entwickelt. Zum Schluss wurden die Ergebnisse in der Großgruppe zusammengetragen.
Interbeing (Sophie Schultze Allen):
In dem Workshop lernten die Teilnehmenden den Ansatz des Interbeings kennen. Interbeing bedeutet ein Aufeinander-Bezogen-Sein. In dem Workshop wurde der in westlichen Gesellschaften gelebte Individualismus hinterfragt und im diskursiven Rahmen ein utopisches Bild von einem gemeinschaftlichen sozialen Wandel entwickelt. Im praktischen Teil des Workshops wurde der somatische Gedanke des Interbeings anhand von Partner:innenübungen exploriert. In dem Workshop sollte vermittelt werden, dass der Mensch nicht als abgeschottetes Wesen, das um sich eine Umwelt schafft, betrachtet werden kann, sondern vielmehr als Teil eines aufeinander bezogenen Systems gesehen werden sollte. Es wurde diskutiert, dass derartige Herangehensweisen in der meisten Forschung und Lehre an Hochschulen ausgeblendet wird und woran das liegt. In der Kommunikation würden sich durch diese Sichtweise nicht nur anthroposophische Bilder, sondern auch Begrifflichkeiten in der Sprache der Forschung ändern (bspw. Mitwelt statt Umwelt).
Framing (Christopher Schrader)
Im Workshop wurde das Thema „Framing“ behandelt und die darin bestehenden Chancen sowie diesbezügliche Probleme im Kontext der Kommunikation. Der Referent Christopher Schrader ist Wissenschaftsjournalist und Mitarbeiter bei “Klimafakten”. Im ersten Teil des Workshops erlangten die Teilnehmenden Konzeptwissen zum Thema Framing. Im zweiten Teil wurde erarbeitet, wie man dieses Wissen adäquat nutzen und anwenden kann in der klimaspezifischen Kommunikation. Konzeptionell zeichnete sich der Workshop durch ein interaktives Format mit vielen Gruppenarbeiten aus. Die Relevanz von Framing und Frames im Hochschulkontext wurde vertieft: Personen im Hochschulkontext benutzen andere Frames als im Alltag- dies gilt es in der Klimakommunikation zu beachten.
Coyote Teaching (Kristin Nolte)
Bei diesem Workshop lag der Fokus darauf, inwiefern Klimakommunikation auch auf einer erfahrungsbasierten Ebene erfolgen kann. Die Leitfrage “Wie kann meine Naturverbundenheit einen Einfluss auf die Klimakommunikation haben?” wurde in dem Workshop vertieft und in Selbsterfahrungsübungen exploriert. Die Referentin Kristin Nolte arbeitet in der Umweltbildung im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und ist ausgebildete Wildnispädagogin. In diesem Kontext hat sie viel praktisches Wissen zur Klimakommunikation erlangt, welches sie bei dem Workshop mit den Teilnehmenden geteilt hat. Am Ende des Workshops wurde ausführlich diskutiert, in welchem Maße die Teilnehmenden auch in ihrem hochschulpolitischen Engagement erfahrungsbasierte Herangehensweisen praktizieren und inwiefern sich Elemente der Methode “Coyote Teaching” auch für die Anwendung im Hochschulkontext eignen, diesen eventuell auch bereichern können.
Workshop Phase 6: 17:00 – 18:30 Uhr
In der sechsten Workshop Phase hat der Open-Space stattgefunden. In dem Format wird den Teilnehmer*innen die Möglichkeit eröffnet, ihr Können und ihre individuellen Fähigkeiten einzubringen und das Programm somit proaktiv mitzugestalten. Das Ziel ist, eine Vernetzung der Teilnehmenden zu erreichen.
Angeboten wurde eine Diskussion zur kritischen Umweltpsychologie, dabei lag der Schwerpunkt darin, die bisher stattgefundenen Kongress-Inhalte zu reflektieren. Außerdem ging es darum, welche Aufgaben Hochschulen im Bereich Klimaschutz übernehmen können und wie die Arbeit mit politischen Hochschulakteuren wie beispielsweise den Green Offices noch nachhaltiger gestaltet werden könnte. Es gab zusätzlich eine geführte Wanderung von einer Umweltpädagogin. Dabei war es Ziel, die Wahrnehmung für Kleinigkeiten und Besonderheiten zu schärfen und somit achtsamer der Natur zu begegnen. Beim Angebot Impro-Theater wurde geübt, wie man mit Körpersprache kommunizieren kann und flexibel und kreativ auf Ideen reagieren kann. Die Anleitung erfolgte durch eine Studentin, die aktuell auch an der Universität Impro-Theater anbietet.
Sonntag:
Workshop Phase 7:
Markt der Möglichkeiten:
Beim Markt der Möglichkeiten wurde verschiedensten Initiativen ein Raum geboten, sich vorzustellen.
Netzwerk N (Bildung für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen) wurde vorgestellt sowie aktuelle Projekte: Wandercoaching, bei denen Studierende ausgebildet werden, Angebote für Nachhaltigkeit-Gruppencoachings, Podiumsdiskussion-Reihe Perspektiv, Beratungsgespräche für Studierende, Good-Practice-Sammlungen für Nachhaltigkeit an Hochschulen, die öffentlich verfügbar sind, Gremienarbeit zum Thema BNE auf Bundesebene; offizieller Träger der Green Office Bewegung (Nachhaltigkeitsbüros an Hochschulen)
Außerdem wurden Umweltpsychologie-Master vorgestellt; bundesweite politische Initiativen, die sich viel im Kontext von Hochschulen bewegen und teilweise eng mit diesen zusammenarbeiten wie Psychologists-for-Future. Es gab einen freien Austauschtisch, an dem Menschen sich darüber verständigt haben, wie Nachhaltigkeit an ihren Hochschulen umgesetzt wird und wo es Probleme gibt, und was man machen könnte.
Außerdem gab es abschließend einen Community Slot, der zur Integration der Inhalte des gesamten Kongresses diente. Dabei wurde nochmal allgemein diskutiert: Was kann ich mitnehmen und im Alltag von Hochschule und Studium anwenden?
Wo gibt es insbesondere an Universitäten Mitgestaltungsmöglichkeiten und wie können sich die Teilnehmenden und Studierenden in die Klimakommunikation einmischen?
Kurzbericht des Kongresses im Rahmen der Förderung durch das BMBF: Steckbrief_Ergebnisverwertung
Dieser Kongress wurde gefördert von:
Falls du Fragen hast, dann schreib an kongress@ipu-ev.de.