30.05. bis 02.06.19: Kongress „Kritische Umweltpsychologie - Gesellschaftliche Bedingtheit umweltrelevanten Verhaltens verstehen"

– 53. Kongress der IPU bei Würzburg –

Mit dieser wundervollen Aussicht haben wir uns vom 30.05. bis 02.06.2019 in unseren Kongress „Kritische Umweltpsychologie – Gesellschaftliche Bedingtheit umweltrelevanten Verhaltens verstehen“ gestürzt. Das dreitägige Programm folgte der rahmengebenden Idee, unter Zuhilfenahme der kritischen Psychologie das Geflecht aus sozialem Gefüge, Infrastrukturen, Wirtschaft und individuellem Erleben und Verhalten aufzudröseln.

Zu Beginn gab es eine theoretische Einführung in die Umweltpsychologie (Sophia Dasch und Elena Wendler von der IPU e. V.) und in die Kritische Psychologie (Daniel Schnur von der Ferienuni Kritische Psychologie), dann wurden Anknüpfungspunkte beider Disziplinen aufgezeigt (Agnes Kreil, ETH Zürich). Der Hauptteil der Veranstaltung diente der Vertiefung unterschiedlicher Aspekte dieses übergreifenden Themas in kleineren Workshops.

  • Sarah Thiel (Studentin der Universität Würzburg) hielt einen Workshop zum Thema „Vom Bedürfnis zur nachhaltigen Entwicklung“. Das Modell zur Bedürfnisbefriedigung nach Manfred Max-Neef wurde erläutert und darüberhinausgehend die Frage behandelt, in welcher Form unf auf welchen Ebenen individuelle und gemeinsame Bedürfnisse befriedigt werden können.

  • Lea Overmann und Lukas Clobes vom Verein „Verkörperte Ökologie“ brachten den Teilnehmenden die Theorie der tiefenökologischen Spirale näher. Hierbei wurde Emotionen in Bezug auf den Klimawandel Raum gegeben. In der verkörperten Ökologie wird mit Elementen der angewandten Tiefenökologie in Verbindung mit somatischer Körperarbeit gearbeitet.

  • Vladimir Bojarskich (Masterstudent der Universität Groningen) organisierte einen Workshop „Morality in Climate Change“. Dort wurde über die Fragen debattiert, was Individuen motiviert oder hemmt, den Klimaschutz zu unterstützen, was Menschen zu moralischen Wesen macht und ob eine CO2-Reduktion durch eine Geburtenkontrolle eine sinnvolle Idee wäre.

  • „‘Rot‘ und ‚Grün‘ – natürliche Verbündete, vorübergehende Zweckgemeinschaft oder heimliche Antagonisten?“ Dieser Workshop wurde von Steffen Krenzer vom Arbeitskreis Kritische Psychologie Freiburg gehalten. Dort ging es um Gemeinsamkeiten und um Widersprüche zwischen sozialreformerischen (“roten”) und ökologischen (“grünen”) Bewegungen.

  • Prof. Dr. Nils Franke, Historiker, Kommunikationswissenschaftler und Privatdozent für Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig, referierte zum Thema rechtsextremer Denkfiguren im Bezug zu Natur und Umwelt. Dabei wurden Kernpunkte der rechtsextremen Ideologie erläutert und darauf eingegangen, warum das Thema Naturschutz von Rechtsextremist*innen aufgegriffen wird.

  • In Steffen Krenzers Workshop zu subjektwissenschaftlicher Umweltpsychologie wurde zunächst der aus der Kritischen Psychologie stammende Begriff Subjektwissenschaft als „Gegenversion“ zur klassischen psychologischen Forschung definiert und daraufhin mit der Forschung im Bereich der Umweltpsychologie in Verbindung gebracht. Dabei wurden die Fragen behandelt, was aus subjektwissenschaftlicher Sicht Prämissen und objektive Bedingungen für Handeln sind und wie gute Kritische Umweltpsychologieforschung aussehen könnte.

  • Dr. Steffen Hamborg (Pädagoge und interdisziplinärer Wissenschaftler an der Universität Oldenburg) behandelte die Politisierung des Alltags zwischen Emanzipation und Disziplinierung. Nach einer kurzen Einführung in diskurs- und subjektivierungsanalytische Perspektiven stand die Arbeit an konkreten Materialien zu nachhaltigem Konsum aus den Bereichen Bildung, Marketing, Regierung und (Graswurzel-)Aktivismus im Zentrum des Workshops. Hinterfragt wurden dabei insbesondere die impliziten Anrufungen des und der Einzelnen als Subjekt einer sozial-ökologischen Transformation.

  • In „Selbst-Bildungen durch Aktivismus – Perspektiven politischer Subjektivierung in sozialen Bewegungen“ referierte Dr. Steffen Hamborg zum Thema Poststrukturalismus und Subjektivierung in sozialen Bewegungen bzw. bei Aktivist*innen.

  • In „Welt retten nach Feierabend“ thematisierte Tobias Rossweg vom BildungsKollektiv die Vereinbarkeit von Arbeit und Aktivismus. In Diskussionsrunden wurde z. B. über die Fragen „Wie gehe ich mit Arbeit um?“ oder „Was ist Arbeit für uns?“ gesprochen.

  • „The power of just doing STADT – Beteiligung und Empowerment für ein sozial-ökologisches Quartier“. Unter diesem Titel berichteten Maximilian Schmies und Jan Eickhoff vom Beteiligungsprojekt ‚DoNaPart– Dortmund. Nachhaltigkeit. Partizipation.‘ in Dortmund. Anhand von Konzepten aus (Umwelt-)Psychologie, Partizipation und Stadtforschung wurde in dem Projekt untersucht, warum sich Menschen für ihr Quartier engagieren und wie diese ‚bottom-up‘ Dynamiken von Psycholog*innen verstanden und gefördert werden können.

Ergänzt wurden die Workshops durch von den Teilnehmenden gestaltete Programmpunkte (Open Space, Skillsharing, Q&A etc.), den Film „Weniger ist mehr – Die Grenzen des Wachstums und das bessere Leben“ mit anschließender Diskussion sowie einen Markt der Möglichkeiten, auf dem verschiedene Projekte und Gruppen vorgestellt wurden.

Zum Ende des Kongresses gründete sich der „Arbeitskreis Kritische Umweltpsychologie“, der sich intensiver mit den offen gebliebenen Fragen auseinandersetzen wird.

Bis zum nächsten Kongress sind es noch

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